Große Spender für den kleinen Pieks

Mit Impfungen lassen sich viele Leben retten, denn sie schützen nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Allgemeinheit. Sie helfen, die Ausbreitung von Krankheitserregern einzudämmen und Seuchen auszurotten. Für den globalen Schutz vor Infektionskrankheiten ist eigentlich die Weltgesundheitsorganisation verantwortlich. Doch ihre Finanzkraft sinkt seit Jahren beträchtlich. Zunehmend springen private Geldgeber in die Bresche, so auch in der „Globalen Allianz für Impfstoffe und Impfungen“ (GAVI), mittlerweile größter Financier von Impfsstoffen in armen Ländern. Impfungen passen perfekt in das Konzept des heutigen Wohltätigkeitskapitalismus, der in steigendem Maße die Entwicklungszusammenarbeit bestimmt. Die Deutsche Plattform für Globale Gesundheit kritisiert diesen Trend, denn sie befürchtet nicht nur ein Sammelsurium von Einzelprojekten, sondern vor allem eine zunehmende Ausrichtung der internationalen Zusammenarbeit an den Interessen der Sponsoren. In der Oktoberausgabe 2015 veröffentlichte das Magazin „Gesundheit und Gesellschaft“ des AOK-Bundesverbands einen Beitrag, der die Impfallianz GAVI vor dem Hintergrund unerwünschter Auswirkungen auf die armen Länder des Südens und die internationale Gesundheitspolitik beleuchtet.

Jens Holst – Große_Spender_für_den_kleinen_Pieks

 

Klimawandel und Gesundheit

Ein Weck- und Aufruf für den Gesundheitssektor. Positionspapier der Deutschen Plattform für Globale Gesundheit (DPGG)

Im deutschen Gesundheitswesen findet bisher kaum eine Debatte über Klimawandel und Gesundheit statt. Anders als in angelsächsischen Ländern ist „die größte Herausforderung für die Gesundheit im 21. Jahrhundert“ (Costello) hierzulande praktisch kein Thema. Es ist höchste Zeit, dies zu ändern. Dazu trägt die Deutsche Plattform für Globale Gesundheit (DPGG) mit diesem Positionspapier bei. Es greift die international wichtigen Berichte zum Thema Klimawandel und Gesundheit und die beispielhafte Debatte im britischen Gesundheitssektor auf und zeigt an Beispielen, wo die Gesundheit durch den Klimawandel in besonderem Maße bedroht ist.

Gesundheitsversorgung darf nicht an Grenzen enden

Deutsche Plattform für globale Gesundheit kritisiert Flüchtlingspolitik der Bundesregierung.

(Frankfurt/Main, 22.09.2015) Die deutsche Plattform für globale Gesundheit (DPGG), ein Zusammenschluss von Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler_innen aus dem Gesundheits-, Entwicklungs- und Friedensbereich, kritisiert, dass die Bundesregierung europäische und internationale Abkommen missachtet und auf Maßnahmen zur Abschottung und Abschreckung setzt, anstatt ihrer globalen Verantwortung gerecht zu werden. Auch lehnt die DPGG den jüngsten Gesetzentwurf von Innenminister Thomas de Maizière ab, der weitreichende Einschnitte in das Aufenthalts-, Asyl- und Sozialrecht vorsieht. „Auch in der abgeschwächten Version verletzt der Entwurf das Menschenrecht auf Gesundheit, weil mit der Umsetzung medizinische Versorgung nicht mehr für alle Flüchtlinge gewährleistet wäre“, sagt der Gesundheits- und Entwicklungsexperte Dr. Dr. Jens Holst.

Anstelle von Kürzungen und Einschränkungen fordert die DPGG die sofortige Aufstockung der Mittel und langfristige Unterstützung bestehender Strukturen der medizinischen Versorgung wie z. B. der Zentren für psychosoziale Versorgung, um die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen auf eine tragfähige Grundlage zu stellen.

„Die große Hilfsbereitschaft und Akzeptanz in der Bevölkerung bietet die Chance, bundesweit eine Gesundheitskarte nach dem Bremer Modell einzuführen“ sagt Katja Goebbels von IPPNW. „Die Bremer Karte ist, anders als die jetzt von der Bundesregierung vorgeschlagene Gesundheitskarte, ein erster Schritt hin zu einer Entbürokratisierung und besseren medizinischen Versorgung von Flüchtlingen“, so Sabrina Schmitt von Ärzte der Welt.

Die großen Fluchtbewegungen sind auch Folge einer Globalisierung, die allein auf Profit- und Machtsicherung zielt und dabei vor der Zerstörung von Lebensgrundlagen nicht zurückschreckt. „Auf dramatische Weise führen sie den engen Zusammenhang zwischen nationaler und globaler Gesundheitspolitik und die Unzulänglichkeit der bestehenden politischen Lösungsansätze vor Augen“, sagt Anne Jung von medico international.

In ihrem Strategiepapier für ein menschenrechtorientiertes Verständnis von globaler Gesundheitspolitik fordert die Deutsche Plattform für globale Gesundheit ressortübergreifende gesundheitspolitische Ansätze und Lösungen. Menschenrechtsorientierte Gesundheitspolitik muss die Probleme der Menschen, die Zuflucht in Deutschland suchen und die Fluchtursachen wie Krieg, Klimawandel und Wirtschaft gleichermaßen in den Blick nehmen.

Nachfragen richten Sie bitte an:

  • Katja Goebbels, IPPNW, Tel. 030 69807415
  • Anne Jung, medico international, Tel. 069 9443827
  • Sabrina Schmitt, Ärzte der Welt Tel. 089 452308117
  • Dr. Dr. Jens Holst, selbstständiger Gutachter, Tel. 030 69599350

Die DPGG möchte den Zusammenhang zwischen globalen und lokalen Einflussfaktoren von Gesundheit stärker ins öffentliche Bewusstsein bringen und dazu beitragen, die Trennung zwischen innenpolitischer und globaler Gesundheitspolitik zu überwinden.

Diese Pressemitteilung wird unterstützt von Ärzte der Welt, BUKO Pharmakampagne, IPPNW, medico international, Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte, Dr. Dr. Jens Holst und Prof. Dr. Oliver Razum, Universität Bielefeld.